Weg von den Normen....
dicke Wände gegen Glas ersetzen, gerade Linien in geschwungene Bahnen verwandeln, Räume durch schiefe Winkel lebendiger gestalten ... In diesem Haus ist vieles anders. Das fällt schon auf den ersten Blick auf Es ist ein Kunstwerk zum Leben und Erleben. Das Architekten - Ehepaar Wölling aus Schwerte hat hier seine Visionen verwirklicht. Im eigenen Zuhause.
Dabei war der ursprüngliche Plan ein völlig anderer. Die Familie wohnte im Altbau neben dem Glaspalast. An der Stelle des neuen Hauses war ein Lokal.

Als es zum Verkauf stand, griffen Wöllings zu. Die alte Gaststätte wurde abgerissen. Beide Grundstücke zusammen ergaben eine Fläche von 1.250 Quadratmetern mit So Meter Tiefe. Genug, um vier Wohnhäuser in luftiger Atmosphäre entstehen zu lassen. Doch die Stadt machte einen Strich durch die Rechnung: Laut Landesbauordnung ist das Bauen "in zweiter Reihe" nicht zulässig . Da das Vernunftsvorhaben damit scheiterte, war der Platz frei für Träume: Ein Wohnhaus, das unverwechselbar ist, in dem ganz neue Bauideen verwirklicht werden konnten.

Zur nördlich gelegenen Straße hin sollte es Sicherheit vermitteln, außergewöhnlich wirken - aber nicht aufdringlich. Mit einem Zugang, der an die Zugbrücke einer Burg erinnert. Erst zum sonnigen Garten hin wollten die Architekten, dass es sich verwandelt, öffnet und mit den Formen spielt: Eine geschwungene Glasfront über drei Ebenen, eine Brücke zum Garten und Pool - über das vollwertige Souterrain hinweg, das durch einen großzügigen Lichtgraben genauso hell ist wie die oberen Geschosse. Das Haus sollte Lebensraum und Fantasie - Anreger für Kunden gleichzeitig werden. Inzwischen beherbergt der Altbau nur noch die Büros der Architekten. Gelebt wird nebenan. Aber immer wieder entführen Wöllings auch Kunden in ihr Zuhause. Um zu zeigen, was alles möglich ist, Formen, Materialien und Farben wirken zu lassen.

Überall in diesem Haus bleibt der Blick an Highlights hängen: Rote und gelbe Zierwände in venezianischer Spachteltechnik, runde Fenster oder schräge Wände, die den Räumen asymmetrische Formen geben. Im ersten Moment ein unheimliches Gefühl, wenn sich Räume oder Flure verjüngen, immer enger werden. Aber auch faszinierend. Sie wirken perspektivischer, tiefer.

Besonders stolz sind die Bauherren auf den Flur Vom Hauseingang zum Wohnbereich, dessen Breite sich zum Hausinneren hin halbiert. Aber die seitlich abgehende Treppe und eine freundlichgelbe Zierwand verhindern jedes beklemmende Gefühl schon im Ansatz.

Im Wohnraum öffnet sich dann eine geradezu befreiende Weite. Große Flächen mit wenigen, bedacht platzierten Möbeln, glänzende Fußböden - und durch die deckenhohe Glasfront der Blick in den Garten. Die Linie der sich verjüngenden Flurwand wird als schmale Stahldehnfuge in den Bodenplatten fortgesetzt.
Die Möblierung ohne Plüsch und Teppiche erfüllt dabei doppelten Zweck: Erstens soll das Haus an sich wirken und zweitens sind alle Familienmitglieder , die Eltern und die beiden Kinder, Allergiker. Unter anderem deshalb wurde auch eine zentrale Staubsaugeranlage installiert.

Die drei Ebenen des Hauses sind klar aufgeteilt. Im Obergeschoss haben die Eltern ihr Reich mit Schlafzimmer, Ankleide, großem Bad und einer Dachterrasse, auf der man Minigolf spielen könnte.

 Das Erdgeschoss ist der Ort, an dem sich das Leben abspielt: Küche, Ess- und Wohnbereich mit Kaminofen, Klavier und dem Zugang zu der kleinen Brücke, die in den Garten führt. Zur Straße hin gibt es noch ein Arbeitszimmer und das Gäste WC.

Das Untergeschoss gehört den Kindern. Jedes hat sein Zimmer. Nur das Bad muss geteilt werden. Beide Kinder können direkt von ihren Zimmern aus über die tief liegende Terrasse in den Garten und zum Außenpool. Ebenfalls im Souterrain sind ein Gästezimmer, Hauswirtschafts- und Heizungsraum.

Der bewusste Bruch mit der Norm war nicht nur baulich eine Herausforderung. Er verlangte auch eine Menge Kreativität beim Einrichten: Die Küche musste in Teilen speziell angefertigt werden, Räume mit schrägen Wänden vertragen keine Standardschränke. Jeder Meter jede Form und Farbenspiel in diesem außergewöhnlichen Haus zeigt. Es geht auch anders ...

Da die Familienmitglieder Allergiker sind, wurde auf allergiearme Materialien geachtet: Glatte Marmor- oder Parkettböden und Leder Polstermöbel. Als Baumaterial bevorzugt Architekt Wölling Kalksandstein, den er am liebsten in großen Blöcken verwendet, die per Kran gesetzt werden. Direkt daran kommt der Wärmeschutz in Form von Dämm- bzw. mineralischem Kratzputz. Zur Straße hin schließt links und rechts an das Haus jeweils eine Einzelgarage an. Die voll zinkverkleideten Fronten mit einem groben Gittermuster verstärken den Festungs - Charakter der Haus Nordansicht.

Baujahr: 1994/95

Bericht aus dem Magazin
BAUIDEE - Das Magazin für Haus und Garten
vom 13.06.2001

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